Home / Allgemein / „Jeder Tag wie heute“ – Lesung des Autors Ron Segal in der IGS Helpsen

 

Jeder Tag ist nicht wie heute, dass können die Schülerinnen des 10. Jahrgangs der IGS Helpsen über den Mittwochvormittag des 19.02.2025 sagen. In der 3. und 4. Stunde durften sie an einer Lesung des Autors und Filmemachers Ron Segal aus Israel teilnehmen. Er stellte dabei nicht nur sein Debutwerk „Jeder Tag wie heute“ vor, sondern auch sein aktuelles Filmprojekt zu seinem Roman. 

Segal, der aus Israel stammt, jedoch seit 10 Jahren in Berlin lebt, beschreibt in seinem Roman das Leben eines fiktiven Schriftstellers Adam, welcher im Alter an Demenz erkrankt. Adam ist nach Ende des 2. Weltkrieges nach Israel ausgewandert. In Israel traf er seine Jugendliebe aus Deutschland wieder, die ebenfalls überlebt hat. Inzwischen alt geworden, versucht er mit dem Schreiben von Geschichten die Erinnerung an seine geliebte Frau, welche er bereits einige Jahre überlebt hat, ebenso wie die damalige Zeit des 3. Reiches, vor dem Vergessen zu schützen. Dies wird mit seiner zunehmenden Erkrankung schwieriger und darum wichtiger für ihn. Das Leben von Adam ist geprägt von den schlimmen Erinnerungen an die Zeit des Holocaust, die er im KZ verbracht hat. Seine Erinnerungen werden in dem Roman in Rückblicken dargestellt.

Segal verarbeitet in seinem Roman neben seiner Familiengeschichte auch das Thema „Erinnerungskultur“. Mit dem Fortschreiten der Zeit gibt es immer weniger Zeitzeugen, die sich aus erster Hand erinnern. Hier findet sich die literarische Nähe des Vergessens durch Demenz  zum Verlieren der authentischen Erinnerung der Überlebenden wieder.

Ron Segal möchte in seinen Texten nicht bereits festgehaltene und niedergeschriebene Erlebnisse wiedergeben, sondern sich in einer neuen künstlerischen Form mit den Erinnerungen auseinandersetzen. So seien seine Bücher geprägt von einer „emotionalen Wahrheit“ und nicht von „Daten und Fakten“, sondern von „Erinnerungen der Liebe“, so Segal. In diesem Fall von der Hauptperson Adam zu seiner Frau Bella. Er bezeichnet seine Literatur nicht als Holocaust Literatur, sondern als eine Art „Post-Holocaustliteratur“ aus der Perspektive der 3. Generation. Das sind Werke, die sich nicht direkt mit der Katastrophe von Damals auseinandersetzen, sondern beschreiben, wie wir uns heute daran erinnern.

Neben der Lebensgeschichte von Adam erfuhren die Schüler*innen zusätzlich, wie ein Animationsfilm geplant, wie die Figuren in einem Animationsfilm zu ihrer Gestalt finden und entwickelt werden und wie gerade in dieser Art Film die Symbolkraft dazu beiträgt, um Gefühle zum Ausdruck zu bringen.

Die Schüler*innen verfolgten den Ausführungen des Autors aufmerksam und interessiert. Das Thema Holocaust und 2. Weltkrieg knüpfte direkt an den Unterricht in Gesellschaftslehre in Klasse 10 und besonders an eine Schulfahrt nach Polen, mit der der Besichtigung des Konzentrationslagers Auschwitz an, welche eine größere Gruppe aus dem Jahrgang gerade absolviert hat.

Zwischen den beiden Vorträgen gab der Segal seinem Publikum viel Zeit, in der dem Schriftsteller Fragen gestellt werden durften. Dies wurde aktiv angenommen. Die Fragen befassten sich mit weitreichenden Themenfeldern, es ging zum Bsp. um den individuellen Entstehungsprozess für diesen Roman, über die Familiengeschichte des Autors bis hin zu hochaktuellen Fragen wie dem Israel-Gaza-Krieg oder der politischen Entwicklung in Deutschland.

Ein sehr intensiver, aber auch persönlicher Austausch bereicherte somit diesen bewegenden Vormittag für die Jugendlichen.

Carolin Gümmer

 

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